Tuesday, September 19, 2006

They came, they saw, they conquered

Hi Leute, hier der versprochene Beitrag des Meisters Oli B., von dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön für ein remomerables Wochenende an den Verfasser:

Am 6. September 2006 war der Tag gekommen, an dem sich die Wege zweier Showtalente auf New Yorker Boden im Rahmen einer einwöchigen Odyssee kreuzen sollten. Während ich unzivilisierter Niedersachse und Wahlrheinländer momentan nämlich in der schäbigen Motor- und Rockcity Detroit „auf Maloche bin (wie man im Norden sagt)", zieht der Schwabe und Wahlhesse Joe D. im schmucken Manhattan seine Kreise und „schafft (wie man im Süden sagt)". Beste Voraussetzungen also für eine Wiedervereinigung auf amerikanischem Territorium!
Grundsätzlich trat ich nicht nur mit der persönlichen Vorgabe an, Joe nach langer Zeit mal wieder ordentlich auf links zu ziehen, sondern auch den kompletten Reiseführer nach asiatischem Vorbild gnadenlos von A-Z durchzuarbeiten. Nach ca. 400 gefühlten per pedes zurückgelegten Meilen und Verdacht auf Ermüdungsbrüche in Oberschenkeln und Schienbeinen kann dieses Projekt durchaus als erfolgreich angesehen werden, allerdings waren Joe und ich uns einige, dass diese Mission nichts für Fußkranke war. Aufgrund der vielen Eindrücke fällt eine Zusammenfassung daher auch schwierig, einige Dinge sind mir jedoch in besonderer Erinnerung geblieben.

Beispielsweise Chinatown und deren Fischläden. Dort wird man nicht nur von einem fantastischen Geruch begrüßt, sondern kann auch die Ausnehmer beim Skalpieren von Fröschen oder Kneten irgendwelcher Eingeweide beobachten. Spektakulär war aber auch das komplette Portfolio, so waren neben Schildkröten auch getrocknete Haifinnen für 280 $ das Pfund zu erwerben, angeblich für ordentlich Düse auf der Flöte! Da solche Anblicke natürlich hungrig machen, haben wir im Anschluss in einem malaysischen Restaurant gegessen. Die Hygiene in dieser Absteige war durchaus im Grenzbereich. So benötigte der suspekte Kellner 3 Anläufe, bis Joe endlich eine saubere Coladose auf den Tisch hatte. Diese Tatsache bestärkte unseren Eindruck, dass sich in der Küche garantiert mehrere Tonnen Gammelfleisch türmen, aber ein Rückzug stand außer Frage. Erstaunlicherweise schmeckte das Essen jedoch gar nicht so übel, was wahrscheinlich an der deftigen Schärfe lag, die unseren Verdauungstrakt für die nächsten 3 Tage auf Hochtouren brachte. Wohl die verdiente Strafe, aber was soll man schon machen, wenn man wie wir Beide dumm geboren wird, nichts dazu lernt und die Hälfte wieder vergisst. Das feudale Essen wurde jedoch auf der Shoppingmeile Chinatowns schnell wieder vergessen, wofür sich hauptsächlich die illustren Bauernfänger mit "originalen" Breitling-Uhren für schlanke 20 $ verantwortlich zeichneten: [Tekelug! Tekelug! Watsches! Watsches! Ralleks! Ralleks! Buhma! Buhma!] (Take a look! Take a look! Watches! Watches! Rolex, Rolex! Puma! Puma!)".

Der beste Deal der gesamten Woche war aber trotzdem bei Toys'R'Us am Times Square zu ergattern: 2 Hände der Fantastic 4-Figur "The Thing" für unschlagbare 4,97 $, die verschiedene Geräusche machen, wenn man jemanden damit eine reinhaut. Kein Wunder, dass ich auch ein zweites Paar für Joe besorgte und wir diese Accessoires zum abendlichen Football-Spiel der Texas Longhorns gegen Ohio State in ein Irish Pub mitnahmen. Die Begeisterung der spielfreudigen Amis war kaum in Grenzen zu halten und die Fäuste vor dem Verlassen der Bar auch nur schwer wieder einzutreiben. Ehrensache, dass diese Dinger nach Deutschland mitgenommen werden! Positiv hervorzuheben war an diesem Abend (und auch generell) die offensive Gangart einiger amerikanischer Frauen, denn hier in den USA ergreift auch die holde Weiblichkeit teilweise die Initiative: "Hey you, why are you wearing a red shirt?". Das nenne ich einen Icebreaker ;-)! Na ja, auch wenn's keine sonderlich geistreiche Frage ist, kommt man zumindest ins Gespräch. Vom Mut der amerikanischen Miezen können sich einige Mädels aus der Heimat zumindest in dieser Hinsicht (aber auch nur in dieser Hinsicht) noch eine Scheibe abschneiden ;-). Einzig fader Beigeschmack waren die in NY generell recht stabilen Bierpreise, daher freue ich mich schon jetzt wieder auf Düsseldorf und ein Altbier am Brett für ehrliche 1,10 Euro ("Drink it in! It always goes down smooth!") :-)!

An einem anderen Abend hatte uns meine Ex-Mitbewohnerin aus Barcelona auf eine Rooftop-Party eingeladen, allerdings stellten wir schnell fest, dass ein Großteil der Partygäste am anderen Ufer angelt ("Sausage-Party"). Einziges Mittel war damit Druckbetankung ("Mmmmmh. I love beer! Beer, beer, beer! Here it goes, down to my belly"). Joe konnte nach 4 Smirnoff ebenso nicht mehr stehen wie ich nach 4 Litern Gerstenkaltschale, also ging's per Taxi ab ins Village. Erst landeten wir in einem indischen Drogenumschlagsplatz mit Hookah-Pfeifen und letztendlich in einer richtig schäbigen Spelunke, bei der Minderjährige illegal Alkohol am Brett konsumierten. Leider mussten wir uns an diesem Abend der Sperrstunde geschlagen geben. Eine weitere amüsante Partynacht stieg mit Joes Kollegen, bei der vor allem die hohe Dichte nicht gerade unattraktiver weiblicher Angestellter auffiel, die sich in meinem Ingenieursumfeld im Schnitt auf ca. 0,3 % beschränkt und meinen Testosteronausstoß an diesem Abend leicht erhöhte. Generell habe ich daher auch selten Probleme, das Credo meines beruflichen Vorbilds Bernd Stromberg (CAPITOL-Versicherung, Abteilungsleiter "Schadensregulierung M-Z") zu befolgen: "Tauche NIE deinen Füller in Firmentinte, NIE im eigenen Haus rumheften, tackern, lochen…". Joe fällt diese Maxime sicher schwerer, aber für seine tägliche Augenpflege ist er zu beneiden :-). Chapeau, Deutsche Bank!
Erwähnenswert sei in diesem Zuge auch noch der letzte Abend, den wir mit ein paar Künstlerfreunden eines Bekannten von Joe verbrachten. Dabei wurde gleichzeitig der Nachweis erbracht, dass Ingenieure sowie Informatiker in Verbindung mit so genannten "Künstlern" die gleiche Mischung ergeben wie Nitro und Glycerin. Glücklicherweise hatten wir die Fäuste an diesem Abend zuhause gelassen ;-).

Um unser Gewissen aufgrund des einwöchigen eher ungesunden Lebensstils jedoch ein wenig zu beruhigen, ging es in den frühen Abendstunden einige Male zum Joggen. Während man als Jogger in Detroit eine schusssichere Weste tragen sollte und sich darauf konzentrieren muss, nicht von einem betrunkenen Dodge Ram-3500-Fahrer erfasst zu werden, kann man den Lauf durch den nur einen Steinwurf von Joes Bude entfernten Central Park in vollen Zügen genießen. Keine Autos, kein Müll, viel Grün und zudem alle 20 Sekunden ein anderer Augenschmaus in Tanktop und engem Volleyballhöschen (eine kalte Dusche danach ist in mehrfacher Hinsicht empfehlenswert) :-)!

Tja, sicherlich könnte ich noch viele weitere Highlights aufzählen, aber da dieser Blog eh nur 3 Leser (Joe, mich und meinen US-Kollegen aus dem Vertrieb, der zwar kein Deutsch kann, aber nichts Besseres zu tun hat) hat, streiche ich an dieser Stelle die Segel. Zusammenfassend war es auf jeden Fall ein sehr geiler Trip in einer wahnsinnig vielseitigen Stadt und einem noch sensationelleren Joe D., alles in allem ein Gedicht! Also [Dscho], auf diesem Wege nochmals vielen Dank für die beispiellose Woche! Ich kuriere jetzt erstmal die Fleischwunde aus, die mir ein hinterlistiger Mexikaner heute beim Kicken in die Wade getreten hat („Welcome back to Detroit“). Und schon fallen mir wieder die Worte Nick Hornby’s ein: „Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: Plötzlich, unerklärlich und unkritisch, ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.“ Herrlich :-)!
Bam-Ba-Bam-Ba-Bam,

El Pipi

1 Comments:

Blogger Anne said...

Hallo?? Auch ich verfolge Joe's Blog voller Begeisterung (kombiniert mit einem Hauch Fernweh und einem klitzekleinem bisschen Neid)....

Olli, der Eintrag war sensationell. Wirklich traumhaft!

11:48 AM

 

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